Jüdische Bestattung


Grabstein mit Davidstern und Gedenksteinen auf einem jüdischen Friedhof

Grabstein mit Davidstern und Gedenksteinen auf einem jüdischen Friedhof

Chewra Kadischa

Die Beerdigung von verstorbenen Juden, ist ausschließlich Aufgabe der Chewra Kadischa. Die Chewra Kadischa ist eine heilige Bruderschaft, die alle Begräbnisregeln genau kennt. Es gibt eine Chewra für Männer und eine für Frauen.

Die Beerdigung

Alle Toten werden begraben, eine Kremation ist nicht erlaubt, denn „Erde bist du, und zur Erde kehrst du wieder zurück“. Die Gräber sollen nie aufgelöst werden, weil mit den sterblichen Überresten ein Aspekt der Seele bis ans Ende der Zeit am Grab verweilt. Deshalb ist für Juden ein eigener Friedhof wichtig.

Bräuche vor der Zeremonie

Ist der Tod (lewaja) eingetreten, werden die Augen des Toten geschlossen und ein Tuch wird um Kinn und Schläfen gebunden, damit der Mund geschlossen bleibt und der Tote würdig liegen kann.

Der Leichnam wird bis zur Bestattung nie allein gelassen. Dafür sind die Angehörigen von religiösen Pflichten befreit. Zudem essen sie kein Fleisch und trinken keinen Wein bis zum Begräbnis. Ebenso ist es Brauch, stehendes Wasser auszuleeren, da der Aberglaube besagt, dass der Todesengel sein Schwert im Wasser gespült hat. Außerdem werden alle Spiegel im Haus verhängt, um nicht zwei Tote (falls der Leichnam sich spiegelt) zu sehen und damit sich die Seele des Toten nicht im Spiegel verfängt. Diese Bräuche werden im progressiven Judentum jedoch nicht als verpflichtend betrachtet.

Die Zeremonie

Der Tote soll nicht „unsauber“ der Erde zurückgegeben werden. Er wird von der Chewra Kadischa einer Totenwaschung (Tahara) unterzogen. Danach wird er in Totenkleider gehüllt, die aus einfachem Leinen genäht sind, und in einen einfachen Holzsarg gelegt. Der männliche Tote wird von dem Tallit (Gebetsmantel) bedeckt, den er zu Lebzeiten trug. Wenn möglich, wird auch ein Säckchen mit Erde aus Israel unter den Kopf des Toten gelegt, um die Verbindung mit dem Heiligen Land symbolisch herzustellen.

Alle, die den Toten kannten, sind eingeladen, gemeinsam Abschied zu nehmen. In orthodoxen Gemeinden sind nur Männer anwesend. In progressiven Gemeinden nehmen auch Frauen an der Verabschiedung teil, sitzen aber getrennt. Sie dürfen dann auch am Friedhof in einiger Entfernung zum Grab stehen.

Am Friedhof reißen die Angehörigen ihre Kleider als Zeichen ihrer Trauer etwas ein. Heute ist das symbolisch meist eine Krawatte oder ein ans Kleid geheftetes Band. Die Abschiedsansprache, der Nachruf, wird vom Rabbiner oder vom Leiter der Beerdigung vorgetragen. Dann wird der Tote, mit den Füßen in Richtung des Heiligen Landes, ins Grab hinabgelassen und von jedem der Anwesenden mit drei Schaufeln Erde bedeckt – dies ist der letzte Liebesdienst, der ihm noch erwiesen werden kann. Nachdem das Grab vollständig zugeschüttet ist, spricht einer der Angehörigen das Abschiedsgebet (Kaddisch).

Der Grabhügel wird nicht mit Blumen oder Kränzen bedeckt. Im Laufe des Trauerjahrs wird ein Gedenkstein am Kopf des Grabes aufgestellt oder als Grabplatte darauf gelegt und in einer Feier enthüllt.

Nach Abschluss der Trauerfeierlichkeiten stellt sich die Trauergemeinde in zwei parallelen Reihen auf, durch die sich die engsten Angehörigen vom Grab entfernen. Dabei werden tröstende Worte ausgesprochen. Später wird im Haus der Hinterbliebenen ein Mahl gereicht, um sich zu stärken.

Bräuche nach der Zeremonie

Mit dem Tag der Beerdigung beginnen die sieben Tage der Trauer, während derer die Angehörigen zu Hause bleiben. Als Zeichen der Trauer sitzen sie auf Hockern und niedrigen Stühlen. Sich zu baden, die Haare zu schneiden oder sich zu rasieren, ist in dieser Zeit untersagt. Die Trauernden werden von Freunden besucht und betreut.

Es ist ein Brauch, das Grab erst nach 30 Tagen Trauerzeit zum ersten Mal wieder zu besuchen.

Jedes Mal, wenn jemand ein Grab besucht, ist es Sitte, einen Stein auf die Platte zu legen, um das Andenken des Verstorbenen zu ehren.

WEITERE BESTATTUNGSARTEN

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